Der Pilz Pseudogymnoascus destructans ist im Harz in den Felsquartieren der Fledermäuse seit mehr als 30 Jahren weit verbreitet nachgewiesen. Der Verlauf der Pilzinfektionen wird jährlich dokumentiert. Im Harz sind die ersten Pilzbefunde Ende Dezember bis Mitte Januar belegt (Information hier). Spätestens ab Februar entwickelt sich der Pilz in fast allen Felsquartieren des Großen Mausohrs. Bereits ab etwa Mitte Februar haben bereits einzelne Individuen des Großen Mausohrs einen reifen Pilzbefall, d. h. der Pilz im Gesicht wird grau, Sporen werden verbreitet, der Pilz verkrustet und stirbt danach. Dieser Reifezustand ist eigentlich in fast allen Felsquartieren im März zu beobachten.

 

Die frühe Reifeentwicklung des Pilzes wird gefördert durch vorzeitiges langes Verweilen des befallenen Individuums am Hangplatz in tieferen Teilen von Felsquartieren. Tiere, die häufiger wechseln, putzen den Pilz weg, welcher jedoch darauf wieder wachsen kann. Hierdurch kommt es vor, dass Tiere mit reifen Pilzbefall neben Tieren mit jungem „schneeweißen“ Pilzbefall hängen.

 

Die anhaltenden tiefen Temperaturen (um -10 °C) zwischen dem 12. und 19.01.2017 haben dazu geführt, dass z. B. die Großen Mausohren tiefer in ihre Winterquartiere wechseln und hierbei zum Teil wach angetroffen werden. Mit dem Hangplatzwechsel verlassen die Tiere kühlere eingangsnähere Bereiche und wechseln in tiefere wärmere und feuchtere Räumlichkeiten. Dies ist möglicherweise ein weiterer und entscheidender Auslöser des intensiven Pilzwachstums. Im März ist der Pilzbefall voll ausgebrochen. Hierbei können Individuen mit Pilzen aus tieferen Quartierteilen in Eingangsnähe im Frühjahr wechseln. Reste des weg geputzten Pilzes können in kürzester Zeit intensiv nachwachsen. Es wird angenommen, je nach Intensität des Putzverhaltens des befallenen Individuums, wächst der Pilz neu bzw. ist zerstört.

 

Am 19.01.2017 wurde ein Großes Mausohr bereits am Ende eines Stollens bei Harzgerode mit einem ausge-prägt entwickelten Pilz an der Nase angetroffen (F. Döll, S. Grollmütz & B. Ohlendorf).

 

Pilz Mausohr

 

Foto: F. Döll

 

An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Schuhwerk und Kleidungsstücke nach einem Felsquartieraufenthalt intensiv gereinigt werden müssen! Das gilt insbesondere dann, wenn Felsquartiere außerhalb des intensiv mit Pilzen befallenen Harzes aufgesucht werden.

 

Text: Bernd Ohlendorf, 19.01.2017

 

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