Projekt: Akustische Dauererfassung des Migrationsverhaltes der Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) an der Bode am Park Neugattersleben (Salzlandkreis) – 2019 bis 2021

 

Im Rahmen des bereits seit 2015 laufenden Projektes „Monitoring Fledermauszug Deutschland“, welches durch den AKSA ins Leben gerufen wurde und auf der Arbeit der ehrenamtlichen Fledermausschützer in Sachsen-Anhalt und Deutschland beruht, wurden an der Bode im Bereich vom Park Neugattersleben Netzfänge zum Herbstzug durchgeführt. Hierdurch konnte belegt werden, dass die Region an der Bode am Park Neugattersleben eine hohe Bedeutung für den Rauhautfledermauszug hat.

 

Die bisherigen Ergebnisse spiegeln jedoch nur einen kleinen Ausschnitt des eigentlichen Zuggeschehens fernwandernder Arten, v.a. der Rauhautfledermäuse, wider.

 

Mittels eines akustischen Dauermonitorings ist es vorgesehen, die jahreszeitliche Bedeutung für die Migration zu ermitteln. Der Bereich um die Bodekanalbrücke am Park Neugattersleben ist hierfür bestens geeignet, da es sich hierbei nach derzeitigem Kenntnisstand, welche auf die Beobachtungen während der Netzfänge beruht, um eine Transferstrecke und kein Jagdgebiet (mit längerer Verweildauer) handelt.

 

Es ist somit möglich, die anhand der jahreszeitlichen Aktivitätsdichten auch eine Individuendichte zu prognostizieren und somit über den Projektzeitraum die Migrationszeiten zu ermitteln. Des Weiteren kann auch im Hinblick auf die auch weiterhin erfolgenden Netzfänge eine Prognose zu den prozentualen Anteilen der gefangenen Individuen zur Gesamtmigrationspopulation getroffen und statistisch ausgewertet werden.

 

Das gewonnene Wissen um die Verteilung der Migration innerhalb dieses Landschaftsraumes lässt sich auf den weiteren Verlauf der Bode und der umgebenden Landschaftseinheit übertragen und kann somit zum besseren Schutz der Arten während der jährlichen Migration und der Steuerung über das Projekt „Monitoring Fledermauszug Deutschland“ beitragen.

 

Das Projekt wird von der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz (SUNK) gefördert.

 

Neue Fledermausart in Sachsen-Anhalt

 

Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) – Erstnachweis

 

In der Nacht vom 14. zum 15.09.2016 wurde im Rahmen eines Netzfang-Monitorings ein Männchen gegen 01:30 Uhr am Stollenmund des „Mühlwegstollens“, einem Schwärm- und Winterquartier, 415 m ü. NN, gefangen. Das Männchen hatte ein Gewicht von 6,9 g und eine Unterarmlänge von 37,9 mm.

 

wimperfledermaus

Der Stollen mit dem dazugehörigen umfangreichen Grubengebäude befindet sich im räumlichen Zusammenhang mit dem FaunaFlora-Habitat-Gebiet (FFH) „Laubwaldgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg“ (FFH0078 LSA) am Nordostharzrand, am Föngebiet am Nordharzrand (glässer 1994), nördlich von Hüttenrode.

 

Eine Ausbreitung der Art in Richtung Mitteldeutschland konnte bislang nicht beobachtet werden, wird jedoch mittelfristig erwartet (Ohlendorf 2010).

 

(Quelle: Nyctalus Band 18 Heft 3+4)

 

Projekt: Monitoring Fledermauszug Deutschland“ ab 2015

 

Einige europäische Fledermausarten zeigen ein ähnliches Verhalten wie Zugvögel, sie migrieren (Fledermauszug) zwischen den Überwinterungsgebieten und den Übersommerungsgebieten mit Reproduktions-, Paarungs- und Zwischenquartieren. Durch die wissenschaftliche Fledermausmarkierung (Beringung) mit Unterarmklammern konnten Wiederfunde zwischen den Sommervorkommen und Überwinterungsgebieten dokumentiert werden. Belegt sind gegenwärtig Migrationen über sehr weite Entfernungen vom Großen Abendsegler (Nyctalus noctula) bis 1.546 km (Strelkov 1969), vom Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) bis 1.567 km (Ohlendorf et al. 2000), von der Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) bis 1.780 km (Markovets  et al. 2004) und der Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) bis 1.905 km (Petersons 1990). Der Zug dieser Arten vollzieht sich nach bisherigen Ergebnissen von Nordosten (Sommerquartiere) nach Süden/Südwesten/Westen (Winterquartiere) (Hutterer et al. 2005 und Steffens et al. 2004). Der genaue jahreszeitliche Verlauf des Fledermauszuges ist weitestgehend unbekannt. Daten zum Zugverhalten im Spätsommer liegen bereits vor (z.B. Steffens et al. 2004), doch diese sind meist älteren Datums. Daten über den Frühjahreszug sind rar.

  • Erfolgt der Zug im Spätsommer und Frühjahr in einem Breitfrontzug?
  • Wo befinden sich die Hotspots (Zugverdichtung?) während des Zuges?
  • Gibt es Änderungen im Zugverhalten der Fledermäuse in den letzten 20 Jahren?
  • Wie wirkt sich der Klimawandel auf Fledermauspopulationen aus?
  • Welchen Einfluss haben Windkraftanlagen auf den Fledermauszug?

Fragen, die brandaktuell sind und die nur durch eine möglichst lückenlose Dokumentation und durch ein möglichst engmaschiges Netz an Beobachtern beantwortet werden können. Sie alle sind aufgerufen, an dem großen Gesamtwerk „Monitoring Fledermauszug Deutschland“ mitzuwirken!

Das Monitoring Fledermauszug Deutschland ist vorerst auf die Arten Rauhautfledermaus, Kleinabendsegler, Großer Abendsegler und Zweifarbfledermaus ausgerichtet.

 

weitere Informationen zum Projekt findest du unter www.fledermauszug-deutschland.de

 

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Telemetriestudie an Myotis dasycneme (Teichfledermaus)

durch den Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. bei Havelberg im Jahr 2014

 

SUNKDas für die Durchführung benötigte Material (Hochnetze, Telemetriesender und Fledermausklammern) wurde von der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt (S.U.N.K.) gefördert und ermöglichte somit die Realisierung des Projektes. Vielen Dank.

 

Für den aktiven Fledermausschutz ist die Kenntnis von Quartieren von hoher Bedeutung. Besonders die Wochenstuben sind für die Bestandsentwicklung der jeweiligen Fledermauspopulation ausschlaggebend. Mit Hilfe der Telemetrie ist es möglich, Fledermausquartiere zu finden. Nur wenn ein Quartier bekannt ist, kann es vor einer möglichen Zerstörung bewahrt werden.

 

Über das Vorkommen der Teichfledermaus (Myotis dasycneme) in Sachsen-Anhalt ist bisher wenig bekannt. Aus dem Norden Sachsen-Anhalts (Sommerlebensraum) und aus dem Harz (Winterlebensraum) lagen bislang nur Einzelnachweise ohne Reproduktionshinweis vor.
Innerhalb des Abendsegler-Camps 2013 des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. konnten erstmals Nachweise von reproduzierenden Weibchen und Jungtieren erbracht werden.
Ziel des Teichfledermausprojektes war es, die Wochenstube der in Sachsen-Anhalt seltenen Teichfledermaus (Myotis dasycneme) zu finden.

 

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besenderte Teichfledermaus (Myotis dasycneme) (Foto U. Pena)

 

In der Region Havelberg wurde vom 15.07.-20.07.2014 das Projekt mit Hilfe von 13 Teilnehmern, die aus ganz Deutschland angereist waren, durchgeführt. Dabei konnte auf die Erfahrung und auf das Material wie Netze und Telemetrieausrüstung der Teilnehmer zurückgegriffen werden. Das Projekt wurde von der Landesreferenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt begleitet.

 

Mit einem V3 – Sender der Firma Telemetrieservice Dessau wurden die gefangenen Jungtiere der Teichfledermaus (Myotis dasycneme) besendert und mittels Scanner (ICOM ICR20) und Peilantenne (4 Element Yagi) gesucht. Als Quartier konnte ein Garagendachboden ermittelt werden, der sich als Wochenstube herausstellte.  Demnach handelt es sich um die erste Wochenstube der Teichfledermaus (Myotis dasycneme) in Sachsen-Anhalt. Die Kolonie existiert schon ca. 20 Jahre und die Eigentümer stehen den Fledermäusen und dem Quartier positiv gegenüber.

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deutliche Kotspuren an den Hangplätzen in der Wochenstube der

Teichfledermaus (Myotis dasycneme) (Foto B. Ohlendorf)

 

Das Quartier wurde in der unmittelbaren Umgebung abgefangen. Bei dieser Fangaktion konnten alle 30 Teichfledermäuse (Myotis dasycneme) gefangen werden (13 laktierende Weibchen, 10 junge Weibchen und 7 junge Männchen). Des Weiteren befanden sich, neben den von der Projektgruppe besenderten Tieren, vier beringte laktierende Weibchen im Quartier. Ein Wiederfund wurde am 18.08.2013 an einem Fels-Schwärmquartier in Bad Grund/Harz von W. Rackow und Dr. J. Haensel markiert.

 

Da es möglich war, die Sendertiere erneut zu fangen, wurden die Sender wieder von den Fledermäusen entfernt, um die Beeinträchtigung für die Tiere so gering wie möglich zu halten.

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Entfernung des Senders von einer besenderten Teichfledermaus (Myotis dasycneme)

(Fotos M.Starrach)

 

Zusätzlich zu den Teichfledermäusen (Myotis dasycneme) wurden innerhalb des Projektes 427 Individuen aus 11 Fledermausarten gefangen. Zu den Hauptfangarten gehörten Eptesicus serotinus, Nyctalus noctula, Myotis daubentonii und Pipistrellus nathusii.

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an der Wochenstube angrenzendes Gewässer (Foto B. Ohlendorf)

 

 

 

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Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. 2014